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Ein Mann sitzt in einem Raum und nutzt ein spezielles Reha-Gerät, das die Armbewegungen trainiert.

Tobias Brief

Hallo,
mein Name ist Tobias, ich bin 58 Jahre alt, verheiratet mit Heike und habe drei Kinder. Ich versuchte vor einiger Zeit schon mal, etwas zu schreiben. Leider ist meine damalige Nachricht wohl nicht angekommen. Ich hatte schon 2019 den Schlaganfall und leide am LIS. Seit mehreren Jahren bin ich mit meiner Frau auch Mitglied im Verein. Ich lebe an der niederländischen Grenze in Niedersachsen und damit sehr „weit ab vom Schuss“. Die Teilnahme am Vereinsleben ist eher schwierig. Das Leben hier auf dem Land bietet allerdings auch Vorteile. Ich „falle“ quasi aus der Haustür und kann das flache Land per Fahrrad erkunden. Ich besitze ein Liegedreirad, mit dem ich trotz des schlaganfallbedingten Ausfalles meines Gleichgewichtssinnes in der Lage bin, mich selbstständig zu bewegen. Allerdings ist auch mein Orientierungssinn sehr beeinträchtigt, so dass ich bis auf ausgewählte Strecken eine andere Person zur Führung brauche. In der Regel bleibt diese Rolle an meiner Frau, die gar nicht so gerne Fahrrad fährt, hängen. Die Bewegung in der Natur bietet so viel Freiheit, dass ich sie nicht mehr missen möchte. Das Fahrrad ist selbstverständlich ein E-Bike, so dass ich mich auch in einer akzeptablen Geschwindigkeit fortbewegen kann. Die freie Zeit als Rentner ermöglicht es uns, zu Orten zu fahren, die man schon immer mal sehen wollte.

Es begann eigentlich alles mit einem Aufenthalt in dem Seehotel der Fürst Donnersmark-Stiftung in Rheinsberg. Der Hotelbesuch ist zwar nicht ganz günstig, das gesamte Objekt ist aber auf Behinderte ausgerichtet. Die Betten sind Pflegebetten, alle Türen funktionieren automatisch, das Schwimmbad hat einen Lifter, der Fitnessraum ist barrierefrei, um nur einige Punkte zu nennen. Die Gänge sind breit und glatt und damit bestens geeignet für einen Rollstuhl. Diese sind auch in einer Vielzahl zu finden, weshalb ich mich auch überhaupt nicht als Exot fühlte.

Ein Mann sitzt in einem Raum und nutzt ein spezielles Reha-Gerät, das die Armbewegungen trainiert.

Später ging es auf eine Flusskreuzfahrt für Rollstuhlfahrer nach Straßburg. Diese Art zu reisen muss man sicherlich mögen.

Die täglichen Anlandungen und Führungen boten die Möglichkeit, das Land und die Menschen kennenzulernen. Auch hier war man absolut auf beeinträchtigte Personen eingestellt. Das Schiff war ein ehemaliges Lazarettschiff. Die Kajüten waren also groß und geräumig, die Bäder behindertengerecht, die Gänge breit genug für Rollis und das ganze Unternehmen wurde von Maltesern begleitet. Diese halfen, das Schiff zu verlassen oder schoben bei Bedarf die Rollstühle auf den Landausflügen.

Ein Mann und eine Frau sitzen in Liegestühlen auf dem Deck eines Schiffes und genießen die Aussicht auf das Wasser.

Als wir unser Haus renovieren lassen mussten, nutzten wir die Gelegenheit und besuchten die Ostseeinseln. Zwischzeitlich hatten wir uns ein Wohnmobil zugelegt. Mit ein paar wenigen Umbauten wurde es für mich nutzbar. Insgesamt ist es aber so eng, dass man gar nicht umfallen kann. Nachdem wir einen Zwischenstopp bei einem befreundeten Ehepaar in der Lübecker Bucht einlegten, fuhren wir weiter nach Poel, bereisten danach den Darß, dann Rügen und anschließend Usedom. Wir hatten wieder großes Glück mit dem Wetter. Es regnete nur an zwei Tagen und wir genossen den Ausflug in die Vergangenheit. Ich kannte Poel und Heike Usedom nicht.

Eine Person genießt eine Radtour auf einem Liegerad entlang einer malerischen Küstenstraße mit Blick auf das Meer.

Ein Mann im Rollstuhl fährt auf einem langen Pier, der sich über das klare, türkisfarbene Wasser erstreckt. Mehrere Flaggen wehen im Wind.

Die Renovierung verlief im Großen und Ganzen zu unserer vollsten Zufriedenheit ab. Ich freue mich schon auf das nächste Unternehmen und hoffe, euch mit meinem Erfahrungsbericht nicht gelangweilt zu haben.

Tobias